Nach München und zurück

12.10.23 – in aller Hergottsfrühe (sieben Uhr morgens) und Dunkelheit stehen der Wirtschaftsleistungskurs von Frau Roczek und einige wenige Schüler von Herrn Riedles Geschichte-bilingual-Kurs an der Bushaltestelle am Reuchlin-Gymnasium bereit.

Nach München soll es heute für einen Tagesausflug gehen, erst für einen Besuch beim ifo Institut, danach zur Besichtigung der Ausstellung über das Untergrundarchiv des Warschauer Ghettos.

Geplant wurde die Exkursion durch den Wirtschaftskurs, der sich mit dem Bildungsplan zum Thema Arbeitsmarkt, das in der Abiturprüfung Sternchenthema sein wird, unzufrieden zeigte – wir hatten Fragen, die auch nach Abschluss der Einheit unbeantwortet bleiben würden. Deswegen schlug Frau Roczek uns vor, direkt an der Quelle nachzufragen, und so ist das ifo Institut nun unsere erste Haltestelle auf der Suche nach Antworten bei verschiedenen Arbeitsmarktexperten, die wir angeschrieben haben.

Mit ein wenig Verspätung kommen wir schließlich gegen elf Uhr vormittags an und werden sofort vom Doktoranden Leander Andres begrüßt –er ist kurzfristig für den ursprünglichen Gesprächspartner Helmut Rainer eingesprungen. In einem modern eingerichteten Saal, mit Getränken ausgestattet, bekommen wir zuallererst eine Einführung über das ifo Institut von Herrn Andres. Überraschenderweise folgt dann ein Einblick in dessen Doktorarbeit zum Thema Kriminalität und Gewalt durch Fußball-Hooliganismus – nicht unbedingt das Thema, wofür wir gekommen sind oder das eine Relevanz für uns hat, aber auch nicht vollkommen uninteressant. Leider bleibt letztendlich nicht genug Zeit, um alle unsere Fragen zu stellen, was wir als leicht ärgerlich empfinden, da wir für ein Interview, nicht für eine Präsentation, angefragt haben. 

Es folgt nun eine zweistündige Mittagspause, während der wir uns auf den Weg zum nächsten Ziel machen; der Weg dorthin stellt sich jedoch als mindestens so angenehm heraus. Wir laufen entspannt durch den idyllischen Englischen Garten, bewundern die Schönheit der alten Architektur und amüsieren uns über die Leute, die sich (trotz Verbotes) vom Fluss Isar mittreiben lassen.

Die Ausstellung über das Untergrundarchiv des Warschauer Ghettos stellt sich nun als das wahre Highlight des Tages heraus. Es handelt sich dabei um die erste ihrer Art hier in Deutschland und trägt als Namen die Überzeugung der damals daran Beteiligten: „Wichtiger als unser Leben“. Diese Ausstellung über das sogenannte Ringelblum-Archiv zeigt zahlreiche Dokumente und Aufzeichnungen über das Leben und Leiden im Warschauer Ghetto, akribisch zusammengetragen durch einen geheimen Zusammenschluss an Jüdinnen und Juden innerhalb des Ghettos. Dank gekonnter Führung werden uns in nur eineinhalb Stunden zahlreiche Informationen vermittelt und den meisten von uns ergeht es am Ende so, dass wir uns dort am liebsten noch länger aufgehalten hätten – es bleibt das Gefühl, als hätten wir es kaum geschafft, auch nur an der Spitze des Eisberges zu kratzen. 

Aber die Rückfahrt ist auf halb vier nachmittags angesetzt, startet dann aber wegen eines Missverständnisses des Busfahrers (er hat auf der falschen Seite des Blocks geparkt) erst eine halbe Stunde später. Um viertel vor acht Uhr abends sind wir dann wieder dort wo wir angefangen haben – am Reuchlin und im Dunkeln. Aber diesmal mit neuen Eindrücken aus München. 

 

Text: Melissa Shamir, KS2

Photo: Sybille Roczek